Narrenfreiheit

Neue Rhein Zeitung, 5.1.2007

Sein beißender Spott bereichert seit 22 Jahren den Karneval in der Landeshauptstadt, seine frechen Mottowagen machen Düsseldorfs Rosenmontagszug regelmäßig zur Nummer eins in Deutschland. Jetzt wird dem kreativen Kopf des Karnevals ein Buch gewidmet. Gerade ist "Jacques Tillys Narrenfreiheit - Provakation und Fantasie im Rosenmontagszug" im Klartextverlag erschienen. "Die Mottowagen wandern nur einen Tag nach der Präsentation auf den Müll. Ich wollte dazu beitragen, dass diese Kunstwerke erhalten bleiben", sagt Autor Udo Achten. Auf 186 Seiten beschreibt er Tillys Werdegang als politischer Karikaturist mit Draht, Papier, Kleister und vor allem entlarvender Direktheit. Auf zahlreichen Zeichnungen und Fotos sind die Wagenmotive ab 1994 zu sehen. Unter anderem die "ans Kreuz genagelten Narren aus Bayern", die Tilly '96 nach einem Urteil über Kruzifixe in Schulen kreierte. Das sorgte für heftige Proteste der katholischen Kirche, weshalb der Wagen dann mit Laken verhüllt im "Zoch" mitfuhr. Gezeigt werden aber auch Motive, die Tilly nicht umsetzen durfte, und Vehikel, die er einstampfen musste. Ein Beispiel aus der vergangenen Session: Der Wagen mit George W. Bush, der sich selbst mit einer Pistole erschießt und dem Begleittext: Endlich eine wirksame Terrorbekämpfung. Das Buch ist für 15,95 Euro ab sofort im Handel.