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Finger auf die Wunden

Rheinische Post, 11.8.2007

(wber) Jacques Tilly ließ gestern einen Blick in seine geheime Werkstatt und auf die Entwürfe zu, die es nie in den Rosenmontagszug schafften. Anlass war eine besondere Ehrung für den Düsseldorfer Künstler und Spezialisten großformatiger Karikaturen und Rosenmontagszug-Figuren: Das "Netzwerk Kunst und Kultur in Düsseldorf und Köln" machte ihn in "seiner" Wagenbauhalle zum Ehrenmitglied.

Die Urkunde überreichte Wolfgang Neuhausen, der als Pantomime "Nemo" ebenfalls international bekannt ist. In der Ernennungs-Begründung heißt es: "Wie kein anderer hat Jacques Tilly mit seiner Kreativität den Düsseldorfer Rosenmontagszug stilprägend bereichert und ihm internationale Aufmerksamkeit verschafft." Neuhausen fügte hinzu: "In ebenso unnachahmlicher wie präziser Weise legst Du mit gepfeffertem Witz den Finger auf die Wunden unserer Gesellschaft."

Tilly, wie meist im charakteristisch roten Overall, erklärte seine Leidenschaft für Karneval: "Einmal im Jahr muss ich mal so richtig auf den Kack hauen." Das hat er in zwei Jahrzehnten reichlich getan, wie die Netzwerk-Zuhörer auf den Dias seiner "Skandalwagen" sehen konnten, gegen die Politiker und kirchliche Würdenträger empört protestiert hatten und die bundesweit Schlagzeilen machten. Einer Mottowagen (Bush mit langer Lügner-Nase) wurde sogar in arabischen Zeitungen abgebildet. Zu den Rosenmontagswagen, die nie rollten, gehört einer, der neben einem islamischen Terroristen mit Bombe einen Jecken mit nacktem Po zeigt und dem Spruch dazu: "Du kannst mich mal". Oder drei islamische Frauen, eine mit Kopftuch und langem Gewand, die zweite mit total verhülltem Gesicht und schließlich die dritte ganz in einem dunklen Sack verschwunden. Von den Netzwerkern gab es dafür viel Beifall. Gründer Wolfgang Neuhausen: "Wer sich so etwas einfallen lässt, liebt die Menschen."

Bildtext:
Wolfgang Neuhausen nahm Jacques Tilly in sein Netzwerk auf. RP-