Pressespiegel1989 bis 2003Rheinbote, 16.1.2002, kein Spott

"Spott über Opfer wird es nicht geben"

Rheinbote, 16.1.2002

Wagenbauer Jacques Tilly fragt nach Grenzen der Satire

Karnevalswagen von Jacques Tilly sind umstritten, provozieren. Der Wagenbauer lässt kaum ein kontroverses Thema aus. Auch in diesem Jahr? Abwarten. Auf RB-Anfrage sagte Tilly: "Ich werde mich erst kurz vor Schluss entscheiden."

Denn seit den Terroranschlägen vom 11. September stellt der gelernte Philosoph die Frage nach den Grenzen der Satire neu. Und er überlegt, ob Osama bin Laden und El Kaida als Themen für Mottowagen gegen Grenzen verstoßen. "Einerseits ist es gut, wenn man das im Karneval macht, andererseits kann das Menschen verletzen", bringt Tilly den Konflikt auf den Punkt.

Das sind ungewohnt sensible Töne aus dem Munde des Mannes, dessen "Arschparade" des letzten Jahres ebenso wie ein jeglicher Kleidung beraubter Helmut Kohl oder der Entwurf einer erdolchten, auf dem Rücken liegenden Marlies Smeets nach der Kommunalwahl für heftige Reaktionen weit über die Stadtgrenzen hinaus sorgten. "Draufhauen bis zum geht nicht mehr", dieses Prinzip ergänzt Jacques Tilly heute um den Nachsatz: "Bei Leuten, die das vertragen können."

Dazu gehören für ihn Politiker. Oberbürgermeister Erwin darf sich ebenso sicher sein wie Edmund Stoiber oder Angela Merkel, auf einem der rund zehn Mottowagen von Tilly "tierisch einen drüber zu kriegen". In Sachen Terror denkt Tilly noch nach. Vorläufiger Stand der Dinge: "Spott über die Opfer geht nicht, Spott über die Täter schon. Oder lässt sich das nicht auseinanderhalten?"

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