Pressespiegel2011Jeck in Düsseldorf, Nov. 2011, Mottowagen

Der Düsseldorfer Karneval 2012

Jeck in Düsseldorf - Extra, November 2011

Die Mottowagen

Der Düsseldorfer Rosenmontagszug ist unbestritten die Nummer eins der deutschen Karnevalsumzüge. Nicht, was die Länge des Zuges angeht, denn da liegen Köln und Mainz vorn. Aber bekanntlich kommt es ja in vielen Fällen nicht auf die Länge an.

Die Zeiten, in denen es der Kölner Rosenmontagszug auf die Titelseiten der großen Zeitungen geschafft hat, sind lange vorbei. Heute dominieren die Wagen aus Düsseldorf die Berichterstattung, auch in internationalen Medien. Einen maßgeblichen Beitrag dazu leisten die Mottowagen von Wagenbaukünstler Jacques Tilly und seinem Team, die zu einem Markenzeichen des Düsseldorfer Karnevals geworden sind. Sie sind bissig, satirisch und hochaktuell, quasi rollende Karikaturen aus Maschendraht und Pappmaché. Ob Kritik an der Kirche oder an der Politik, der selbsternannte "Berufsrevoluzzer" Tilly hat keine Angst davor, zu provozieren und Tabus zu brechen.

So schickte er bereits Adolf Hitler mit heruntergelassener Hose, Angela Merkel im Evakostüm und Kardinal Meisner als Inquisitor beim Entzünden eines Scheiterhaufens mit einer Frau, die gerade abgetrieben hat, als Mottowagen durch Düsseldorf. Auch vor brisanten Themen wie der Kritik am islamistischen Fundamentalismus zieht er nicht den Kopf ein. Noch bis vor einigen Jahren wurden die Mottowagen bereits einige Tage vor Rosenmontag veröffentlicht.

Das führte wiederholt dazu, dass verschiedene Seiten den einen oder anderen Wagen als "zu unbequem" empfunden haben und unter Strafandrohung darauf drängten, diesen zurückzuziehen. Seit dem Jahr 2001 ist es vorbei mit der Zensur. Die Mottowagen werden seitdem auf Anordnung des Comitee Düsseldorfer Carneval e.V. gehütet wie ein Staatsgeheimnis. Heute weiß nur eine Handvoll Personen schon im Vorfeld, welche Provokationen am Rosenmontag durch Düsseldorf fahren werden.

Wie schnell auch aktuellste Ereignisse im Düsseldorfer Rosenmontagszug aufgegriffen werden, zeigt das folgende Beispiel: Am Dienstag, den 1. März 2011 erklärte Karl-Theodor zu Guttenberg aufgrund der Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit seinen Rücktritt - sechs Tage vor Rosenmontag. Jacques Tilly und sein Team legten daraufhin Sonderschichten ein und arbeiteten rund um die Uhr, um einen neuen Wagen zu bauen. Der letzte Pinselstrich wurde am Rosenmontag um 4 Uhr früh gesetzt, und wenige Stunden später rollte Guttenberg als Bruchpilot durch die Straßen und sorgte für kontroverse Diskussionen.

 

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Jacques Tilly und sein Team

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Ein klares Statement zum Karikaturenstreit.

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Wäre in Köln undenkbar: Der Wagen zum Missbrauchsskandal in der Katholischen Kirche.

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Einige fanden den Guttenberg-Wagen geschmacklos, aber die Mehrheit war begeistert.