Kölsches Nippelgate

Kölner Stadtanzeiger, 24.2.2009, von Peter Berger

Der Kölner mag es im Rosenmontagszug lieber harmonisch. Da wird schon eine barbusige Kanzlerin schnell zum kölschen Nippelgate. Provokationen, wie sie Düsseldorfs Wagenbauer Jacques Tilly regelmäßig inszeniert, sind in Köln undenkbar. Zugleiter und Festkomitee-Präsident, seit vier Jahren im Amt, versuchen immer wieder, wagemutiger zu werden - aller Tradition zum Trotz und auf die Gefahr, zurückrudern zu müssen. Im Fall der nackten Kanzlerin bedeutete das, ihr einen Bikini zu verpassen. Diese Prüderie hat selbst wieder etwas unfreiwillig Komisches. In Düsseldorf geht so etwas gar nicht. Die Wagen bleiben geheim, bis der Zug losrollt. Wobei Tilly unter die Gürtellinie geht, indem er die Kanzlerin auf allen vieren darstellt, wie sie in Anspielung auf die antike "Kapitolinische Wölfin" Roms die Notleidenden säugt.

Mehr Mut wünscht man den Kölnern vor allem bei kommunalpolitischen Themen. Das Reizthema "Beraterverträge" wurde verschenkt, war im Zug eine einzige Enttäuschung.