Pressespiegel2008Express, 29.1.2008

Tilly: Er muss doch alles öwerdriewe

Express, 29.1.2008

Rosenmontagswagenbauer arbeitet wieder an vielen frechen Motiven

Das diesjährige Karnevalsmotto scheint wie für ihn gemacht: Mer kann och alles öwerdriewe - für Jacques Tilly gehört die Übertreibung zum Handwerk! "Es gehört zur Grundausstattung eines jeden Satirikers, Dinge so zu übertreiben, dass die Wahrheit in ihnen aufblitzt", sagt Tilly schelmisch.

Der 44-Jährige treibt's mit seinen frechen Rosenmontagswagen gerne auf die Spitze und sorgt damit jedes Jahr aufs Neue für jecken Zündstoff. Hitler mit heruntergelassener Hose, George W. Bush, der an Ahmadinedschads "Achsel des Bösen" schnuppert, zwei bis an die Zähne bewaffnete Mullahs - am vergangenen Rosenmontag stockte so manch einem Betrachter der Atem beim Anblick der superfrechen Motto-Wagen. Düsseldorfs Rosenmontagszoch war mal wieder in aller Munde und auf allen TV-Kanälen gegenwärtig.

Auch in diesem Jahr soll es wieder witzig und schön bunt werden.

"Die Wagen sollen es in sich haben, aber keinen Streit auslösen. Der Zeitgeist soll satirisch in den Wagen ausgedrückt werden", sagt Tilly. Und dazu gehören sicher so aktuelle Themen wie das Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden und Kneipen oder die Wahl in Hessen. "Zwei Mottowagen sind schon fertig." Zehn sollen es wohl werden. "Der Rest ist in Arbeit. Ist schließlich noch Zeit bis Rosenmontag ...", sagt Tilly. In sechs Tagen ist es so weit.

Neben den Mottowagen gestalten Tilly und sein Team noch rund 30 Vereinswagen - und somit etwa die Hälfte des Zochs. "Ich habe ein ganz tolles Team", schwärmt Tilly, der mit Pinsel und seinem farbbeklecksten roten Overall durch die Wagenbauhalle läuft und zwischendurch seinen Mitarbeitern dankbar auf die Schulter klopft. Alle arbeiten ganz fleißig mit: Verwandte, Freunde, Praktikanten ..." Eins hat sich Tilly fest vorgenommen: "Ich möchte mit den Wagen bis Samstagabend fertig werden." Das hat er übrigens jedes Jahr vor. "Geschafft habe ich es aber noch nie..."