Noch nie war unser Zoch so frech & bissig

Express, 20.2.2007

Hitler und bewaffnete Mullahs sorgen für Diskussionen

Düsseldorf - Bunt, frech, ironisch und politisch-provokant - noch nie hat unser Rosenmontagszoch so viele Diskussionen ausgelöst. Rund eine Million Schaulustige bestaunten die 6,5 Kilometer lange Karawane, bejubelten allen voran Prinz Udo und Venetia Miriam.

Schon der erste Mottowagen hatte es in sich: Fr zeigte Adolf Hitler, aus dessen nacktem Allerwertesten die NPD als stinkende Nachgeburt quoll. "An sich habe ich etwas dagegen, Hitler im Zoch zu zeigen. Aber so geht es", erklärte OB Joachim Erwin, und Martin Volkenrath (SPD) schwärmte: "Da wurde der Nagel auf den Kopf getroffen." FDP-Kollege Roben Orth hingegen meinte: "Hitler eignet sich nicht für Karikaturen und war hier deplaziert. Auch wenn es inhaltlich in Ordnung war."

Für Wagenbauer Jacques Tilly ist die Sache klar: "Es kommt darauf an. wie man es macht. Es ist ein Zeichen gegen Rcchtsradikalismus." Aus Angst vor Störungen durch Neonazis hatte Zugleiter Hermann Schmitz den Wagen erst nach Absprache mit der Polizei 20 Minuten vor dem Start enthüllen lassen.

Auch vor dem Thema Islam schreckten Tilly und das Comitee Düsseldorfer Cameval (CC) nicht zurück. Ein Wagen zeigte zwei bis an die Zähne bewaffnete Mullahs. Beide sehen gleich aus, an einem steht "Klischee", am anderen "Wirklichkeit". Prompt gab's Kritik vom Zentralrat der Muslime in Deutschland. Generalsekretär Aiman A. Mazyek: "Mit Humor hat das nichts zu tun. Ich bin mir sicher, dass die Mehrheit der Jecken nicht dafür ist, dass ein islamverachtender Zynismus salonfähig gemacht wird." Tilly dazu: "Das richtet sich nicht gegen den Islam, sondern gegen den Terrorismus, der hier einen islamistischcn Hintergrund hat." Auch die anderen Mottowagen waren brisant: Auf einem schnupperte US-Präsident Bush beim iranischen Präsidenten an der "Achsel des Bösen". Auf einem anderen trugen zwei wilde CSU-Jäger den nackten Stoiber an einer Stange aus der politischen Arena. Schrecksekunde dazwischen: Ein Schimmel der Prinzengarde Rot-Weiß geriet ins Straucheln, fiel hin, konnte aber wieder aufstehen.