Wünsch Dir was für Düsseldorf!

Rheinische Post, 10.12.2007, von Jacques Tilly

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Ich wünsche mir, dass mehr Düsseldorfer an den Karneval glauben. Denn es gibt ihn auch hier bei uns, inmitten unserer Stadt, den echten, den lebendigen Karneval. Den Karneval, der so ist, wie er sein sollte, und wofür er immer gedacht war: als rauschhafte Ausnahmezeit, in der Regeln und Standesgrenzen aufgehoben und sogar umgekehrt werden. Der Narr wird König, und der König wird zum Narren. Nach wie vor ist der Karneval eine wunderbare Scheinwelt der Masken und Dekorationen. Es ist hier wie in der Religion. Wenn nur genug daran glauben, wird aus der Illusion eine reale Größe. Dann wird, wie wir es dieses Jahr erleben dürfen, ein Bäcker tatsächlich ein Prinzregent, dann wird das schöne Spiel zur machtvollen Wirklichkeit.

Zugegeben, dieser Wesenskern ist im Karneval nicht immer zu finden. Unter der Narrenkappe ist viel Widersprüchliches versammelt. Die Deutschen haben den Karneval weitläufig einbetoniert in Vereinswesen, in strenge Kleiderordnung und in eine manchmal groteske Ritualisierung. Da sieht der Karneval gegenüber der täglichen Überdosis an bunter TV-Unterhaltung manchmal alt aus.

Dennoch geht nichts darüber, live selbst dabei zu sein, sich ins Getümmel zu stürzen und schunkelnder und applaudierender Akteur zu sein. Jeder Düsseldorfer sollte seinen Karnevalstrieb entdecken und hemmungslos ausleben, sollte den Sieg der Lebenslust über Miesepetrigkeit und Alltagsroutine mitfeiern. Und dann kommen wir dem karnevalesken Mysterium auf die Spur: dem Triumph der Leichtigkeit über die Schwere des Lebens.

Jacques Tilly
KARNEVALSWAGENBAUER

Bildtext:
Jacques Tilly verleiht dem Karneval die richtige Farbe, RP-Foto: Andreas Bretz