Pressespiegel2007WZ, 9.6.2007, Atheismus regt keinen auf

Jacques Tillys "Atheismus" regt keinen auf

Westdeutsche Zeitung, 9.6.2007, von Alexander Schulte

REAKTIONEN: Kirche und CC haben kein Problem damit, dass er in der Giordano Bruno Stiftung ist.

Jacques Tillys besonders "böse" Karnevalskreationen wie der Wagen mit Kardinal Meisner (2005) oder sein "Kruzifix-Gefährt" 1996 brachten die Kirchen, vor allem die katholische, seinerzeit arg in Wallung. Es hagelte Proteste. Dass der republikweit bekannte Wagenbaumeister im Kuratorium der Giordano Bruno Stiftung ist, einer radikal antireligiösen, der Aufklärung und den Naturwissenschaften verpflichteten Organisation, die mit Glauben nichts im Sinne hat, regt in Düsseldorf indes niemanden weiter auf.

Rolf Steinhäuser, der katholische Stadtdechant, sagt nur: "Das muss ich nicht kommentieren. Als Wagenbauer sollte man Humor haben und ein guter Karikaturist sein, die Weltanschauung spielt da keine Rolle."

"Der Rosenmontagszug ist keine Angelegenheit der Kirchen"

Der evangelische Pfarrer Rainer Kemberg (Zionskirchengemeinde) findet: "Grundsätzlich ist der Rosenmontagszug keine Angelegenheit der Kirchen, das ist Sache der Karnevalisten." Zum Problem werde das nur, wenn ein Wagen wirklich christliche Werte und Gefühle verletze. Kemberg hält nichts von "Gesinnungsschnüffelei": "An der Kirchentür frage ich auch niemanden: Bist du getauft, bist du gläubig?" Man müsse keineswegs immer alle Lebenshaltungen und -umstände der Menschen kennen, die man begleite, meint Pfarrer Kemberg. Auch die maßgeblichen Karnevalisten haben kein Problem mit Tilly - weder mit seiner Geisteshaltung, noch mit seiner Mitgliedschaft in der Giordano Bruno Stiftung.

Karnevalisten haben kein Problem mit Tillys "Unglauben"

Engelbert Oxenfort, Präsident des Comitees Düsseldorfer Karneval und engagierter Katholik, sagte gegenüber der WZ: "Mir sagte die Bruno-Stiftung nicht viel und ich wusste auch nicht, dass Jacques Tilly da so engagiert ist. Aber das ist keine große Geschichte. Ich wusste immer, dass er alles andere als ein gläubiger Mensch ist - und habe kein Problem damit."

CC-Geschäftsführer Jürgen Rieck sieht "keinerlei Verbindung" zwischen der Stiftung und Tillys kirchenkritischen Karnevalswagen: "Um Gottes willen, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, da bin ich absolut sicher", sagt Rieck. Er habe von Tillys Sitz im Kuratorium der Bruno Stiftung seit Jahren gewusst: "Aber erstens hatte er diese Einstellung schon vorher und zweitens trennt er das vom Karneval", sagte Rieck.