Köln lädt Tilly aus

Rheinische Post, 6.6.2007, von Wolfgang Berney

Er hatte abgelehnt, den Rosenmontagszug der Domstadt zu gestalten - jetzt darf der Düsseldorfer Wagenbauer bei der Karnevalsmesse nicht mehr mitmachen.

Jacques Tilly, der in Düsseldorf die provokant-kritischen Mottowagen zum Rosenmontag baut, wurde jetzt kurzfristig von der vom 15. bis 17. Juni stattfindenden Karnevalsmesse in Köln ausgeladen. Der in ganz Deutschland anerkannte Künstler hatte schon bei der ersten Messe im Jahr 2000 in Düsseldorf einen viel besuchten Workshop zum Bau von Karnevalswagen veranstaltet. Dabei blieb es auch, als die Ausstellung rund um alles Jecke in die Nachbarstadt zog, wo sie nach Meinung der Kölner auch hingehört. Die Absage vom Veranstalter erreichte ihn jetzt per E-Mail.

Tilly kann nur spekulieren, was dahintersteckt. "Ich habe von der Köln Messe keine klare Auskunft bekommen. Am Honorar kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Mir sind immer nur meine Kosten erstattet worden." Er vermutet, dass die Kölner Wagenbauer dahinter stecken. Die treten jedes Jahr mit mehreren großen Teams an, Tilly nur mit einer ganz kleinen Mannschaft. Und trotzdem: Selbst Kölner Journalisten lobten den Düsseldorfer Rosenmonlagszug, fanden an ihrem eigenen dagegen nicht allzu viel Originelles. "Köln muss mehr auf den Kack hauen. Die Düsseldorfer stehlen uns mit ihrem Rosenmontagszug die Schau", schrieb eine Zeitung.

CC berät über Messe-Boykott

Düsseldorf CC-Geschäftsführer Jürgen Rieck tobte, als er von der Absage erfuhr. "Das ist eine Sauerei. Wir werden in der nächsten Präsidentenrunde darüber beraten, ob wir nicht die Karnevalsmesse in Köln boykottieren." Dabei hatten die Kölner noch Anfang des Jahres die Fühler nach Tilly ausgestreckt, ob er nicht auch mal bei ihnen einen Wagen bauen könne.

Die Karnevalsmesse dümpelt seit einigen Jahren vor sich hin, entwickelt sich nicht weiter. Für Rieck war der Workshop von Jacques Tilly fast das einzige Highlight. Der Künstler selbst sagt: "Ich hatte jedes Mal rund 120 Besucher in den Stuhlreihen sitzen. Ich habe gezeigt wie es gemacht wird, dazu Filme vorgeführt und Vorträge gehalten. Für viele Karnevalisten aus ganz Deutschland war das die einzige Möglichkeit hautnah zu erleben, wie man einen witzigen Karnevalswagen baut."

Jan Potthof, Geschäftsführer der Kölnmesse, erklärte ausweichend: "Es lag nahe, dass auch mal die Kölner Wagenbauer den Workshop anbieten." Kölns Rosenmontagszugleiter Christoph Kuckelkorn gibt sich überrascht: "Absage? Davon erfahre ich jetzt zum ersten Mal."

Tilly weiß allerdings, dass Deutschlands oberster Karnevalist, BDK-Präsident Volker Wagner, nicht gerade zu seinen großen Bewunderern gehört. "Er hat ja vorgegeben, bei den Umzügen die Themen Religion und Armut ganz außen vor zu lassen. Der möchte nur eine biedere Brauchtumsveranstaltung haben." Ganz anders als CC-Präsident Engelbert Oxenfort und Jürgen Rieck in Düsseldorf "Die lassen mir freie Hand, wissen, dass provokante Wagen im Karneval das Salz in der Suppe sind," lobt der Künstler.

Tilly ist übrigens gar nicht wirklich böse wegen der Absage. "Schließlich habe ich bei den Workshops ja auch meine kleinen Geheimnisse verraten."