Pressespiegel2006Express, 16.2.2006

In den "heiligen Hallen" von Künstler Jacques Tilly

Express, 16.2.2006, von NATHALIE RIAHI

Düsseldorf - Rosenmontag ohne Jacques Tilly - das wäre wie ein Würstchen ohne Senf. Mit seinen scharf satirischen Karnevalswagen hat er sich und dem Düsseldorfer Winterbrauchtum längst einen Ruf über die Stadtgrenzen hinaus beschert. EXPRESS öffnete er die Türen zu den "heiligen Hallen".

In seinem roten Overall ist der 42-Jährige schon von weitem in der Wagenbauhalle des alten Straßenbahndepots zu erkennen. Gerade arbeitet der Bildhauer an seinem riesigen Kopf. "Ich verrate nicht, wer's ist. "Fest steht, er gehört zu einem Mottowagen. Doch dieses Geheimnis wird traditionell erst Rosenmontag gelüftet...

Seit 1983 hat Tilly bei dem Bau der Wagen seine Finger im Spiel. "Zuerst war es ein Nebenjob. "Erst als Abiturient, dann als Kommunikationsdesign-Student. Mittlerweile ist er Chef-Wagenbauer.

Sein Team: Seine Frau Ricarda Hinz und sein Ex-Kommilitone Marc Remmert bemalen die Wagen. Tilly macht die Entwürfe, teilt sich die Bildhauerei mit Doris George. Auch Vater Thomas Tilly (pensionierter Diplom-Ingenieur) ist mit von der Partie: "Ich kümmere mich ums Technische." Seit Monaten sind sie regelmäßig in der Halle. Die heiße Phase beginnt aber erst einige Tage vor Rosenmontag. Tilly: "Wenn noch ein wichtiges Thema kommt, müssen wir Nachtschichten einlegen."

In der Halle stehen zig bunte Wagen. Nicht alle sind Tillys Werk. So fertigt Ex-Prinz Hermann Schmitz z.B. die Wagen für seinen Verein, die "Unterrather Funken Blau-Gelb", für die "Gerresheimer Bürgerwehr" und die "Werkstatt für angepasste Arbeit" an. Unterstützt wird er von Harry Paschlies. Beide fahren am 27. Februar im Zoch mit. Tilly hingegen wird wie immer von einer Leiter aus die Wagen fotografieren. Und Marc Remmert hat ein Date: "Mit meinem Bett..."

Bildunterschriften:

links: Tillys Frau Ricarda Hinz vor dem Prinzenwagen
Fotos: Stephan Krudewig

rechts oben: Künstler Jacques Tilly am Wagen der "Rheinischen Garde Blau-Weiss"

rechts unten: Hermann Schmitz vor seinem "Wigwam"-Wagen der Funken