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Gegen das Hohelied auf Konstantin

Trierischer Volksfreund

Ausstellung in der Tufa will provokativen Kontrapunkt setzen

Am Sonntag eröffnet in der Tufa die Ausstellung "Konstantin - Kunst und Provokation". Mit Witz und Polemik will sie den "Mythos Konstantin" kritisch untersuchen. Initiator Helmut Schwickerath möchte so einen Kontrapunkt zum seiner Meinung nach idealisierten Bild Konstantins in den Ausstellungen der Trierer Museen setzen.

Von unserer Mitarbeiterin Anke Emmerling

Trier. "Provokativ ist, wer aus bestimmten Gründen eine gesellschaftliche oder kulturelle Regel verletzt und Tabus bricht", sagt Helmut Schwickerath, der genau das mit seiner Ausstellung in der Tufa möchte. "Konstantin - Kunst und Provokation" soll das von den Museen vermittelte Konstantinbild brechen, das laute: "Das Christentum war und ist ein Segen für die Menschheit, Konstantin ist das Idealbild eines christlichen Herrschers, und seine schwerkriminellen Handlungen müssen aus der damaligen Zeit heraus verstanden werden."

Der "grenzenlosen Bejubelung" will Schwickerath die Sichtweise entgegensetzen, die Michael Schmidt-Salomon von der kooperierenden Giordano-Bruno-Stiftung formuliert: "Konstantin hat die Vermählung zwischen Thron und Altar aus machtpolitischem Kalkül begründet und Weltanschauungen wie Judenhass, Feindlichkeit gegenüber Homosexualität und Ächtung des Ehebruchs zugespitzt." Nicht umsonst zeigt ein Bild, wie Konstantin buchstäblich vom Sockel gestürzt wird. Dieses Anliegen wird mit schwarzhumoriger Kritik bis beißender Polemik auch in Installationen, Cartoons, Grafiken und Videos von über zwanzig zeitgenössischen Künstlern verfolgt. "Deren Engagement war in der großen Konstantin-Ausstellung nicht gefragt", kritisiert Schwickerath. Neben berühmten Namen wie Janosch oder Jacques Tilly haben sich Studenten, Schüler und Autodidakten beteiligt. Im zweiten Obergeschoss der Tufa findet sich Pathetisches wie ein Triumphbogen mit Trauerkränzen und Totenschädeln oder Skurriles wie Kreuze, die per Detektor auf Echtheit überprüft werden können. Ein Sprayer-Wandbild, das Konstantin als fehlgeleiteten Visionär mit Präsident Bush gleichsetzt, bringt häufig vertretene Kreuz- und Blutsymbolik auf den Punkt. Schwickerath hofft auf Reaktionen, "vom Lachen bis zur Entrüstung". Die Ausstellung unter Schirmherrschaft des Luxemburger Großherzogspaares, für die es vom Fonds Soziokultur, der Giordano-Bruno-Stiftung, der Stadt Trier und aus dem Kulturhauptstadtetat Zuschüsse "im Wert von drei Betonfüßen" (Schwickerath) gab, will keine pure Provokation sein. Deshalb gibt es ein Begleitbuch und ein Rahmenprogramm. Ein Symposium vom 9. bis 10. Juni widmet sich in Vorträgen von Jacques Tilly, Michael Schmidt-Salomon sowie Film und Kabarett der Frage: "Darf man über Religion lachen?". Im Juli und August folgen eine Konstantin-Nacht und Vorträge über "Konstantin den Groben" und die "Kriminalgeschichte des Christentums".

Die Ausstellung wird am Sonntag, 3. Juni, um 12 Uhr eröffnet, dauert bis 15. August und ist täglich von 10 bis 19 Uhr zu sehen. Infos: www.konstantin-expo.de [2013: nicht mehr aktiv]. woc/bre