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Mullah-Motiv empört Muslime

Westdeutsche Zeitung, 20.2.2007, von Horst Kuhnes

ROSENMONTAG: Ein Düsseldorfer Mottowagen zeigt islamische Geistliche als Terroristen.

Düsseldorf. Der Düsseldorfer Rosenmontagszug hat seinem Ruf, besonders bissig zu sein, alle Ehre gemacht: bis an die Zähne bewaffnete Mullahs mit Sprengstoffgürteln, Adolf Hitler mit heruntergelassener Hose, der die NPD als stinkende "Nachgeburt" ausscheidet, und Irans Staatspräsident Ahmadinedschad, der US-Präsident Bush an seiner "Achsel des Bösen"' schnuppern lässt.

Allerdings stieß der Wagen mit den Terror-Mullahs auf empörte Kritik von Muslimen. Aiman Mazyek, Generalsekretär des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), zu unserer Zeitung; "Das hat mit Humor nichts zu tun." Der Islam werde einmal mehr "als Negativfolie benutzt, um Aufmerksamkeit zu erregen". Mazyek sieht darin eine "Provokation um der Provokation willen". Er frage sich, was der Wagen darstellen solle: "Ich lese die Botschaft so: Wir lieben unsere Vorurteile und verfestigen sie notfalls durch platte Lügen."

Düsseldorfs Wagenbaumeister Jacques Tilly: "Wir zeigen Turbanträger und Terroristen. Wenn jemand darin etwas Religiöses sehen will, ist das eine ganz persönliche Sichtweise. Ich habe kein Verständnis für Menschen, die sich mit einem Dynamitgürtel zwischen Frauen und Kindern in die Luft jagen. Solche Terroristen wollten wir in ihrer ganzen Blödheit zeigen." Hier und Heute S. 3

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Bildtext:
Stein des Anstoßes im Düsseldorfer Karnevalszug: zwei identische, bis an die Zähne bewaffnete muslimische Terroristen mit Sprengstoffgürteln - einer mit der Aufschrift "Klischee", der andere mit der Aufschrift "Wirklichkeit". Während der Zentralrat der Muslime in Deulschland den Motto-Wagen scharf kritisierte, hatten viele Zugbesucher damit keine Probleme. Foto: Bernd Nanninga.

 

Von Horst Kuhnes

Über Geschmack soll man bekanntlich nicht streiten. Oder auf Rheinisch: Dem een sin Uul, dem angere sin Nachtijall (= Des einen Eule, des anderen Nachtigall). Das gilt auch und gerade in Zeiten rheinischen Frohsinns. Und das sollte auch für die bissigen Mottowagen im Düsseldorfer Zoch gelten: Was dem einen gefällt, muss dem anderen noch lange nicht gefallen. Seit Alters her nimmt sich der Karneval das Recht, Dinge und Sachverhalte überspitzt und pointiert darzustellen. Das muss nicht jedem gefallen, gehört aber dazu - und soll auch so bleiben. Denn auch dabei gilt: Am Aschermittwoch ist alles vorbei...