KarnevalswagenPolitische Karnevalswagen2006Platzek und Merkel 2006Mehr Presse

Platzeck in der Klemme

Süddeutsche Zeitung, 28.2.2006, von Martin Zips/Fotos: dpa (2), AP (2)

Karneval ist Geschmackssache. Muss man beispielsweise den SPD-Chef wirklich zwischen die Brüste der Bundeskanzlerin klemmen, liebe Düsseldorfer? Die Kölner schickten Angela Merkel sogar als eine Art Domina auf die Straße. Möchte man das sehen? Und was hat eine Domina mit dem selbst gewählten Rosenmontagsmotto "E Fastelovendsfußballspill" zu tun? Was heißt überhaupt "E Fastelovensfußballspill"? Und was bitte bedeutet der Slogan "Bonn bützt die Welt" und das Düsseldorfsche "Nit quake - make!"? Noch einmal Düsseldorf: Hatte man sich nicht darauf geeinigt, den sehr unwitzigen Karikaturen-Streit vollends vom Motivwagen zu verbannen? Und was soll dann der Meinungsfreiheit-Sarg mit dem Krummdolch? Sollte der Jeck nicht lieber daheim bleiben, als sich im dünnen Kostüm in den Schneeregen zu stellen (Bild unten)? Fragen über Fragen. Es hilft nichts: Allein in Köln waren 1,4 Millionen Zuschauer unterwegs, um 10 000 Zug-Teilnehmern zuzujubeln. Über sie alle ergossen sich 150 Tonnen Süßigkeiten, 700 000 Tafeln Schokolade, 220 000 Pralinenschachteln, 300 000 kleine Blumensträuße und Tausende Stoffpuppen. In Mainz wurden 500 000 Schaulustige gezählt, in Düsseldorf eine Million Jubilierer. Karneval, so wusste schon Sigmund Graff, muss eben schon deshalb abgefeiert werden, weil er im Kalender steht. (Weitere Bilder unter: www.sueddeutsche.de)