KarnevalswagenPolitische Karnevalswagen2005Vergleich der Rosenmontagszüge 2005

Mal witzig, mal mickrig: Jeder Jeck sieht es anders

Kölner Stadt-Anzeiger 9.2.2005, von Peter Berger und Andreas Damm

Die Mottowagen und die Politik: Ein Vergleich der Rosenmontagszüge in Köln, Düsseldorf und Mainz.

Die Narren in Düsseldorf haben es gut: Die Motive in ihrem Zug sind bissig und aktuell. Dagegen ist der Zoch in Köln eher harmlos - dafür typisch Kölsch.

Wie frech sind die Wagenbauer in Düsseldorf, wie aktuell in Mainz? Ist der Zoch in Köln wirklich am schönsten? Der "Kölner Stadt-Anzeiger" blickt auf die drei größten Rosenmontagszüge in Deutschland und vergleicht die Mottowagen.

Dem deftigsten Spott sind Politiker und Größen der Gesellschaft in Düsseldorf ausgesetzt. So werden es die Jecke in der Landeshauptstadt durchaus als Bestätigung werten, dass in Mainz ihr umstrittener Bush-Merkel-Wagen von 2003 nachgebaut wurde - als "Wiedereröffnung" nach der Präsidentenwahl. Auch diesmal haben die Düsseldorfer Kritik provoziert - mit einem Motiv, das Kardinal Meisner als Inquisitor darstellt (siehe "Streit um Wagen"). Dahinter steckt sowohl die Lust, den Oberen auf die Füße zu treten, als auch das Kalkül, möglichst große Wirkung zu erzielen. Nicht ohne Grund bleiben die Motive bis kurz vor Rosenmontag verhüllt. Eine Begutachtung durch die Karnevals-Oberen sei nicht üblich, sagt Wagenbauer Jacques Tilly.

Gemessen an Düsseldorfer Schärfe kommen die Züge rheinaufwärts harmlos daher, vor allem in Köln. Einzig in Düsseldorf wird der Oberbürgermeister Joachim Erwin auf witzige Art gezeigt, als Rabe, der seine rote SPD-Gegenkandidatin aus dem Nest tritt.

Eine ähnliche Karikatur hätte man sich von Kölns Stadtoberhaupt Fritz Schramma gewünscht. Stattdessen fährt er einträchtig mit dem Bundeskanzler und dem DFB-Chef Mayer-Vorfelder auf einem Wagen. Motto: "Chefsache: Das ging voll in die Hose." In Mainz verzichteten die Narren sogar gänzlich darauf, ihren OB Jens Beutel als Pappfigur aufzunehmen. Sie begnügen sich mit so brisanten Themen wie der Schließung einer Postfiliale und Hundekot auf den Straßen.

Was die Aktualität angeht, sind die Düsseldorfer ebenfalls vorn. Liebevoll ist der Wett-Skandal beim Deutschen Fußball-Bund aufgenommen worden. Schiedsrichter Robert Hoyzer in Übergröße, und dem Fußball reißt es die Eingeweide raus. In Köln mussten sich die Jecken mit einem armseligen Pappschild "Schiebung" begnügen, das immerhin die "brandaktuelle" Bundestrainer-Diskussion um Ottmar Hitzfeld ersetzte. In Mainz war der Wettskandal überhaupt kein Thema. Dort sei der Zug "schon immer wenig aktuell" gewesen, sagt der Karnevalsreporter der "Allgemeinen Zeitung".

Das liegt an der vergleichsweise frühen Themenfestlegung. Darunter leidet auch der Zoch in Köln, dort müssen die Wagen im November zur Endabnahme durch das Festkomitee. Jeder Jeck sieht es eben anders: Wer Karikaturen mit politischem Biss und anspruchsvoll gestaltete Mottowagen will, sollte sich ruhig einmal die Reise nach Düsseldorf vornehmen. Mainz lohnt sich aus Kölner Sicht dagegen kaum. Wer es bunt mag, in einer ausgelassenen Menge mit viel Jeföhl feiern will und auf bösen Spott im Karneval gar nicht so großen Wert legt - der bleibt am besten hier.