JACQUES TILLY
Rheinische Post, 23.1.2007, von Hans Onkelbach
Wagenbauer Der Mann ist ein Phänomen. Denn er erzählt mit Draht, Holzlatten, Papier, Leim und Farbe detaillierte Geschichten, schafft bei den vermeintlich klobigen Figuren Nuancen, über die der Laie nur noch staunt - und vor allem lacht. Keiner der großen Rosenmontagszüge hat einen vergleichbaren Könner unter Vertrag, und dass die Kölner Tilly gern abwerben würden, sagt alles. Tilly (43) ist im Grunde ein begnadeter Karikaturist, der seine Zeichnungen dann vom Zweidimensionalen ins Dreidimensionale überträgt - witzig, treffend, oft ätzend, immer unübersehbar. Er hat die - nur guten Karikaturisten eigene - Gabe, politische, wirtschaftliche oder kulturelle Probleme und Fragen auf ein Bild zu reduzieren, es zu überspitzen, und bei Menschen diesen Aha-Effekt auszulösen, weil sie sofort wissen, was gemeint ist. Wobei nicht immer alle begeistert sind, wenn Tilly den Schalk im Nacken hatte und mit grinsender Unverfrorenheit seine Sicht der Dinge umsetzt. Wie alle echten Narren trifft ihn oft der Zorn der Mächtigen. Stören tut's ihn nicht.