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Der erste Streit: Kölner Jecke werfen den Fehde-Handschuh

Westdeutsche Zeitung, 3.1.2006, von Dieter Siekmeyer

Die offenen Arme hatte Jürgen Rieck, Geschäftsführer des Carnevals Comittees, den Narren aus Köln entgegen gestreckt. Zukünftig wolle man gemeinsam an einem Strang ziehen, sogar die ständigen Frotzeleien sollten aufhören. Offenbar haben die Jecken in der Domstadt das nicht mitbekommen oder einfach keine Lust auf einen karnevalistischen Friedenspakt. Ausgerechnet in "Das Tor", der Vereinszeitschrift der Düsseldorfer Jonges, packt Christoph Kuckelkorn, Leiter des Kölner Rosenmontagszuges, die Keule aus. "Geschmacklosigkeiten" hat er im Düsseldorfer Zoch entdeckt, nennt insbesondere den von Jacques Tilly gestalteten Meisner-Wagen. Der zeigte den Kölner dabei, wie er eine schwangere Frau auf einem Scheiterhaufen anzündete. In Köln richte man sich nach "Fairness und den guten Sitten". Solche Persiflagen seien dort tabu. Und Kuckelkorn legt gleich noch einen drauf, denn er sei stolz darauf, dass der Kölner Rosenmontagszug werbefrei sei: "Das hat man in Düsseldorf leider nicht geschafft. Inzwischen sind die vielen Werbe- und Auftragswagen von Herrn Tilly bezeichnend für den Zug in Düsseldorf. Das ist sehr schade."

Eine Unverschämtheit entrüstet sich CC-Präsident Peter König, "die Kölner lassen sich ihren Rosenmontagszug aus dem Stadtsäckel finanzieren. Wir bekommen keinen Pfennig. Die Kölner lassen jedes Jahr die gleichen Wagen fahren, wir bauen immer alles neu. Das kostet natürlich Geld. Außerdem sind sich alle Fachleute einig, dass wir in Düsseldorf den buntesten und aktuellsten Rosenmontagszug in Deutschland haben."

"Was für ein schlechter Verlierer", schüttelt Wagenbauer Tilly den Kopf, "der Mann ist offenbar neidisch, dass auch führende Kölner Zeitungen den Düsseldorfer Zug über den grünen Klee gelobt haben. Die Kölner sollten weniger meckern und mehr eigene Ideen entwickeln. Denn ihr Zug ist wirklich langweilig."

Dass man auch Sponsoren für Wagen habe, findet Tilly überhaupt nicht schlimm: "Irgendjemand muss das ja bezahlen. Außerdem hatten wir in den vergangenen Jahren Wagen von Mercedes oder der DEG, die wirklich schön waren und keineswegs gestört haben. Die schlimmste Werbung habe ich in Köln gesehen. Das war der von Kardinal Meisner bestellte Wagen mit jubelnden Kindern für den Weltjugendtag."

Foto: Jacques Tilly 2005 an seinem Meisner-Wagen. Der Kölner Zugleiter fand ihn geschmacklos. Archiv-Foto Bernd Nanninga