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Papp-Kardinal

Fifty Fifty, März 2005

Zwischenruf, von Olaf Cless

Hartnäckig hält sich die Meinung, in der Schlacht bei Worringen anno 1288 hätten sich Düsseldorfer und Kölner bekämpft. Dabei war es anders: Der Kölner Erzbischof gehörte zur einen Kriegskoalition, die Kölner und Düsseldorfer Bürger gemeinsam zur anderen. Kürzlich kam es, auf weniger blutigem Gebiet, mal wieder zu einem Schulterschluss: Der Kölner Stadt-Anzeiger rühmte selbstlos den Rosenmontagsumzug der Nachbarn: "Die Narren in Düsseldorf", heißt es da, "haben es gut: Die Motive in ihrem Zug sind bissig und aktuell. Dagegen ist der Zoch in Köln eher harmlos". Doch statt sich darüber zu freuen, erhoben viele Düsseldorfer, besonders die nimmermüden Leserbriefschreiber der Rheinischen Post, großes Wehklagen über die paar bissigen Mottowagen, speziell den zündelnden Kardinal Meisner, der sich am Scheiterhaufen einer Frau zu schaffen macht, die abgetrieben hat. "Schande!", "Tiefschlag!", "geschmacklos" tönte & dröhnte es fast unisono. Keine der beleidigten Leberwürste und -innen hielt es für nötig, auch nur zur Kenntnis zu nehmen, was der Kölner Oberdogmatiker kürzlich vom Holzstapel gelassen hat. Deshalb hier nochmal der ursprüngliche Wortlaut: "zuerst Herodes, der die Kinder von Bethlehem umbringen lässt, dann unter anderem Hitler und Stalin, die Millionen Leute vernichten ließen, und heute (...) werden ungeborene Kinder millionenfach umgebracht." Mal abgesehen von dem historisch längst erledigten Herodes-Märchen: Meisner setzt hier den Holocaust mit der Abtreibungsproblematik gleich. Eine Frau in Entscheidungsnotlage landet bei ihm in direkter Nähe der Auschwitz-Prozessbank. Oder eben - ein bisschen künstlerisch-karnevalistische Freiheit muss sein - auf dem Scheiterhaufen. Zumal der buchstäblich für die mörderischen Exorzismus-Praktiken steht, wie sie Meisners Amtsvorgänger absegneten, damals, irgendwann nach der Schlacht von Worringen.

Bildunterschrift: "Voll daneben: Meisner schreibt sich nur mit einem S!"