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CC: Kardinal muss das ertragen

Rheinische Post, 11.2.2005

Meisner-Mottowagen - Kritik am CC

Der Mottowagen im Karneval, der Kardinal Meisner als Inquisitor zeigte - er verursacht weiter große Empörung. Doch CC-Geschäftsführer Jürgen Rieck (Foto) reagierte kühl. Einen Maulkorb für Wagenbauer Jacques Tilly werde es nicht geben, die oft umstrittenen Mottowagen seien wichtiger Bestandteil des Zuges. Bei der RP gingen dazu sehr viele Briefe ein, die meisten (aber nicht alle) Leser reagierten empört.


Carnevalscomitee weist Vorwürfe wegen des Meisner-Wagens zurück. Viele empört, Drohungen mit Klage. Präsident: "Scheinheilig!" Und: Kölner Ober-Jeck giftet wegen des angeblich bissigeren Zuges in Düsseldorf.

Von Hans Onkelbach

Dieser Rosenmontagszug endete wie immer am Abend. Aber richtig vorbei ist er noch nicht - im Gegenteil: Nach wie vor ist die Empörung groß wegen des Mottowagens, der Kardinal Meisner als Inquisitor zeigt. Und dass eine Kölner Zeitung den Düsseldorfer Zoch für bissiger als den Kölner, ihn sogar für erstklassig hielt, hat die Pappnasen im Schatten des Doms verschnupft.

Meisner-Mottowagen: Nicht nur bei der RP ging eine Flut von Briefen (s. Seite C3), auch das Comitee Düsseldorfer Carneval bekam eine Reihe von Beschwerden. Darunter sogar Drohungen mit Strafanzeigen. Präsident Peter König und Geschäftsführer Jürgen Rieck lässt das kalt.

König: "Im Karneval muss es erlaubt sein, auch einen Kardinal zu karikieren. Wir lassen uns das nicht verbieten, auch von der katholischen Kirche nicht. Die sollen mal nicht so scheinheilig tun!" Ein Maulkorb für Tilly? König: "Auf keinen Fall!" Rieck steht da ganz bei seinem Präsidenten. Der knorrige Berliner bestätigt dessen Aussagen, spricht ebenfalls von "scheinheiligen Vorwürfen".

Im Erzbistum Köln sieht man das ganz anders, eine offizielle Stellungnahme des Kardinals werde es aber nicht geben, sagte Sprecher Carsten Horn gestern. Dass man den Wagen geschmacklos finde, stehe indes außer Frage. Man sei erfreut über die zahlreiche und eindeutige Reaktion der Düsseldorfer, die in der RP aufgefordert worden waren, zu dem Wagen die Meinung zu sagen. Dem, so Horn, müsse man nichts hinzufügen. Für den Katholikenrat Düsseldorf protestierte Vorsitzender Peter-Michael Minnema, für Düsseldorfs Kath. Frauengemeinschaft Rita Schmidt. Tatsächlich ist die überwiegende Mehrheit empört, einige Leser sind allerdings der Meinung, Karneval müsse soweit gehen dürfen.

Zug-Vergleich: Der Kölner Stadt-Anzeiger hatte die Umzüge Mainz, Köln und Düsseldorf nebeneinander gestellt und praktisch den Düsseldorfer zum Besten erklärt. Das will Christoph Kuckelkorn nicht hinnehmen. Kann er auch nicht, denn der 40-jährige Bestatter ist der neue Zugleiter der Domstadt. Kuckelkorn zum Düsseldorfer Zug: "Wer in Zukunft die Darstellung von kopulierenden Tieren oder Präsidenten sehen will, die mit Glaubenssymbolen um sich schießen, wer zerfetzte Menschen, bis aufs übelste verunglimpfte Kirchenführer oder Politiker mit entblößtem äußeren Urogenitalsystem im Rosenmontagszug als Karneval empfindet und dies sehen will, dem soll die Möglichkeit dazu gegeben werden - jedoch nur mit einem Glas Altbier in der Hand."


Info
Die Mottwagen

Idee: Mit diesen Wagen werden aktuelle Themen aufgegriffen, teilweise entstehen sie unmittelbar vor dem Umzug.

Auswahl früher: Jahrelang hatte es nach der Veröffentlichung erster Entwürfe Streit gegeben, manche Wagen wurden gestoppt. So 1996, als Wagenbauer Jacques Tilly wegen des Streits um Kreuze in Klassenräumen drei Clowns am Kreuz darstellen wollte. Das wurde unterbunden, der Wagen fuhr trotzdem - allerdings komplett verhüllt.

Auswahl heute: Tilly legt Entwürfe vor, und Jürgen Rieck entscheidet a l l e i n, was gebaut wird und fährt. Erst beim Zug sehen dann andere die Wagen. Rieck: "Das nehme ich auf meine Kappe!"