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Fasching - Jecken am Kreuz?

Münchner Abendzeitung, 18.1.1996

Düsseldorfer verhöhnt die Bayern

Düsseldorf - Faschingsscherz oder Gotteslästerung? In Düsseldorf soll am Rosenmontag ein Wagen im Umzug mitfahren, der sich über Bayern lustigmacht. Motiv: Drei Männer am Kreuz, mit Narrenkappe, Pappnase und Clownskostüm. Auf dem Kreuz statt "INRI" die Inschrift "Helau". Und der Spruch: "Karneval in Bayern".

Entworfen hat ihn Künstler Jaques Tilly (32), der seit zehn Jahren Karnevalswagen konzipiert. Tilly, selbst gläubiger Christ: "Ich will die überzogene Reaktion der Fundamentalisten in Bayern auf das Kruzifix-Urteil des höchsten deutschen Gerichts karikieren."

Damit meint Tilly auch Ministerpräsident Stoiber, einen der schärfsten Gegner des Urteils. Die Staatskanzlei war nicht zu einer Stellungnahme bereit.

In Düsseldorf selbst ist der Entwurf umstritten. Dem Kar-nevalskomittee vorgestellt, erntete er sofort Protest: "Absolut geschmacklos. So etwas hat im Karneval nichts zu suchen", so Düsseldorfs Ex-OB Josef Kürten, selbst viele Jahre Präsident der Karnevalsgesellschaft der Katholischen Jugend.

Auch in Bayern, karnevalistisch eher Entwicklungsland, stößt Tillys Entwurf auf Ablehnung. Werner Trollmann (50), Präsident der Münchner "Narhalla": "Unmöglich. Denn der Fasching ist nicht wegzudenken vom Kirchenjahr."

Tilly hatte schonmal für Furore gesorgt. Vor zwei Jahren, als er auf einem Umzugswagen Kanzler Kohl "unten ohne" darstellen wollte - abgelehnt.