Tilly macht den Unterschied

Neue Rhein Zeitung, 24.2.2009, von Rüdiger Hoff

Klartext

Er verleiht dem Karneval eine satirische Qualität

Freundlich, brav und bieder: das sind Adjektive, die Jacques Tilly rigoros aus dem Sprachgebrauch streicht, wenn er seine politischen Mottowagen fertigt. Zum Glück. Sein beißender Spott, gepaart mit handwerklicher Brillanz, macht auch vor der Kanzlerin und Papst nicht halt.

Der schwarze Humor am Rande der Schmergrenze ließ den Düsseldorfer Rosenmontagszug einmal mehr zur Nummer eins in der Republik aufsteigen. Tillys Pappmache-Karikaturen verleihen dem Karneval eine satirische Qualität, die in der Bütt der Narrensitzungen seit Jahren nicht ansatzweise zu finden ist.

Dennoch können die Freunde des organisierten Frohsinns auf eine durchaus gelungene Session zurückblicken. Prinz Lothar und Venetia Ute bedachten die Narren bei ihren Bühnenauftritten am Mikrofon zunächst nur mit freundlichen Belanglosigkeiten, wussten sich aber erheblich zu steigern. Das verdient Respekt, zumal das Duo in große närrische Fußstapfen treten musste. Schließlich feierten die Jecken die Vorgänger Josef Hinkel und Barbara Oxenfort als "Jahrhundertpaar".

Auch die Nachwuchsförderung, für die CC-Chef Engelbert Oxenfort federführend verantwortlich zeichnet, gestaltet sich erfolgreich. Das Talentprojekt "Pänz en de Bütt" lockte schon viele junge Jecken an. Und der fröhliche Kinderumzug durch die City mit mehr als 2000 Teilnehmern zeigt, dass Karneval durchaus nichts Altbackenes sein muss.