Der ewige Provokateur

Express, 16.10.2007, von Nathalie Riahi

Rosenmontagswagenbauer Jacques Tilly treibt's gerne auf die Spitze

Na, was hat er wohl dieses Jahr wieder ausgeheckt? Immer wieder aufs Neue sind die Düsseldorfer an Rosenmontag gespannt, welche scharfen Satiren sich Düsseldorfs Wagenbauer Jacques Tilly (43) das Jahr über hat einfallen lassen. Und immer wieder schafft er es, für jecken Zündstoff zu sorgen - bundesweit.

Tilly ist immer gut für einen Skandal. Damit hält er nicht nur die Politiker in Atem, sondern auch die Karnevalisten, die schließlich für all das geradestehen müssen. Nicht selten haben sie deshalb in vorauseilendem Gehorsam einige sehr brisante Wagen aus dem Verkehr gezogen oder entschärfen lassen...

Vor rund 20 Jahren hatte Tilly sich Familie Rau ausgeguckt: Christina Rau hatte innerhalb von wenigen Jahren drei Kinder geboren. Tilly stellte die Gattin von Ministerpräsident Johannes Rau als "schnellen Brüter" dar. Schnell zogen die Karnevalisten den Entwurf zurück.

1994 ging es um nackte Tatsachen. Und zwar um die des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl. Im Adamskostüm hatte Tilly ihn dargestellt. Das sprach sich bis nach Bonn rum. So rief das Kanzleramt in der Düsseldorfer Wagenbauhalle an. Kult-Karnevalist Hermann Schmitz nahm den Hörer ab... "Am anderen Ende der Leitung sagte mir einer: 'Das Ding muss ab!' Ich stellte mich dumm: Was meinen Sie? So ging es ein paarmal, bis er das Ding beim Namen nennen musste." Schließlich bedeckte man das Prachtstück mit einem Grasbüschel...

1996 entwarf Tilly seinen "Kruzifixwagen". Zum Titel "Karneval in Bayern" hingen drei Jecke wie Jesus am Kreuz. "Gotteslästerung!" schimpfte die Kirche, Ministerpräsident Stoiber schaltete sich ein. Der Wagen war trotzdem dabei: verhüllt...

Ein paar Jahre später fuhr Kanzler Schröder "unten ohne" mit, und Frau Merkel erdrückte mit einer Mega-Oberweite den Koalitionspartner.

Und auch im Rosenmontagszug 2007 war richtig Pfeffer drin: Hitler mit heruntergelassener Hose, George W. Bush, der an Ahmadinedschads "Achsel des Bösen" schnuppert, und zwei bis an die Zähne bewaffnete Mullahs. Unser Zoch war auf allen TV-Kanälen zusehen!

Kein Wunder, dass sich Köln die Finger nach Tilly leckt. Doch der bleibt der Landeshauptstadt treu. "Ich bin ein Düsseldorfer Jong. Und nur hier kann ich mich richtig austoben!"