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Klüngel mit Köln

Rheinische Post, 2.2.2008

Und sie bewegen sich doch: Die Düsseldorfer bauten einen Wagen für den Kölner Rosenmontagszug, die Kölner lieferten einen für den hiesigen Zoch. Eine jahrzehntelange Ablehnungsfront scheint zu bröckeln.

Der Kölner Wagen in Düsseldorf, von Uwe Reimann

Die Kölner haben mal wieder geklüngelt. Beim Karneval. Und die Düsseldorfer haben diesmal kräftig mitgemacht. Bei einem Treffen in Köln vor einem halben Jahr, als das halbe CC das dort ausgeschänkte Gebräu den Hals hinunterschütten musste, kungelten Zugleiter Hermann Schmitz und sein Kölner Pendant Christoph Kuckelkorn es in einer Ecke aus: Die Düsseldorfer bauen einen Wagen für Köln - und umgekehrt. Vorgestern kam der Kölner Import in Düsseldorf an. Und? Wie isser? Jooot! Eine aufgetakelte Etepetete-Dame auf High Heels im knappem Röckchen und Botox- und einer Silikon-Spritze in Lippen und Hintern. Sie steht vor einem dunklen, gefährlichen Gorilla. Fazit: Die Düsseldorfer gehören wie die Affen in den Zoo. "Schön frech", freute sich gestern CC-Präsident Engelbert Oxenfort ebenso wie Schmitz, der den Deal eingefädelt hatte. "Vorher haben alle gesagt: Das geht nicht. Doch! Das geht", sagte Schmitz gestern feixend bei der Vorstellung. Kölns Wagenbaumeister Werner Blum kreierte die Schöne und das Biest und fand gestern nur lobende Anerkennung.

Die Düsseldorferin auf dem Weg in den Zoo fand auch Jacques Tilly toll. "Aber ganz ehrlich: In Köln muss man vorsichtiger sein." Manchen Entwurf, den er für Köln machen würde, "würden die mir sofort zerreißen". Schon deshalb würde er dorthin nie wechseln, versprach er gestern. Nebeneffekt des gegenseitigen Wagenbauens: Zum ersten Mal in den Jahrzehnten lernten sich die Wagenbauer beider Städte überhaupt kennen, erzählt Tilly. "Ich kenne in Italien, Spanien oder auch in Mainz viele persönlich. Die Kölner waren mir bislang aber unbekannt." Deshalb wahrscheinlich auch der "Anschlag" am Donnerstagabend. Als die Kölner gemeinsam mit den Düsseldorfer Wagenbauern ausgiebig speisten, mussten die Killepitsch trinken. Jeder!

Der Düsseldorfer Wagen in Köln, von Monika Salchert

Das Geschenk aus der Landeshauptstadt ist ein Knaller: Zu sehen ist ein aufgeblasener Kölner, der glaubt, den echten, den wahren Karneval für sich gepachtet zu haben. Vor lauter Überheblichkeit sieht er den Schelm aus Düsseldorf überhaupt nicht kommen.

Das Männlein, einem Hoppeditz nicht unähnlich, nähert sich aber listig mit einer spitzen Nadel von der Seite und ist offenbar wild entschlossen, dem Kölner Wonneproppen die Luft herauszulassen.

Dabei liegt ein verschmitztes Lächeln auf seinem Gesicht mit der großen Nase: Es ist superleicht - so scheint es -, den Kölner Größenwahn platzen zu lassen.

Bei der gestrigen Präsentation des Persiflagewagens aus der Werkstatt von Jacques Tilly in Köln gab es reichlich Applaus. Nur altgediente Wagenbauer rieben sich etwas ungläubig die Augen. So etwas hatte es in der Werkshalle des Festkomitees Kölner Karneval bisher noch nicht gegeben. Einen Fremdling aus Düsseldorf. Als gäbe es nicht schon genug eigene Wagen für den Rosenmontagszug. Gibt es, aber eben keinen echten Tilly, wie auch der Kölner Zugleiter Christoph Kuckelkorn einräumte.

Monatelang war es den Kölnern und den Vertretern des Comitees Düsseldorfer Karneval gelungen, das Geheimnis um die Wagen zu bewahren - trotz hartnäckiger Nachfragen war nicht das geringste zu erfahren. Lange wussten beide Seiten nicht, was die Künstler in ihren Kämmerlein ausbrüteten. Vorgaben oder gar Einschränkungen habe es nicht gegeben, sagte Kuckelkorn.

Herausgekommen ist für Köln ein Wagen, den Hans-Peter Suchand, Pressesprecher des Comitees, als "typischen Tilly" bezeichnet: "Spritzig, peppig, rundum gelungen." Suchand hielt gestern die Düsseldorfer Fahnen in der Domstadt hoch. "Der Wagen ist doch für Köln eine große Bereicherung."

Bildtext:
"Schaut her, wir nehmen auch Kölner Importwagen bei unserem Zug mit", sagten Venetia Barbara und Prinz Josef gestern. Der Kölner Wagen in Düsseldorf (links) zeigt die aufgetakelte Dame. Die Düsseldorfer nehmen den Kölner Größenwahn auf die Schippe (rechts). RP-Fotos: Thomas Busskamp und Monika Salchert